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Zähe Ziege

#48 Vietnam

Posted by on 8. August 2013

Vietnamesische Restaurants gibt es in Berlin ja nun beinahe wie den sprichwörtlichen Sand am Meer. Ich glaube, im Umkreis von fünf Minuten Fußweg um meine Wohnung in Kreuzberg, kann ich mindestens fünf vietnamesische Restaurants erreichen. Keins davon ist schlecht.

Dennoch sollte es für unser Projekt hier schon etwas Besonderes sein. Der Hamy am Hermannplatz war im Gespräch, gilt er doch als Institution für vietnamesische Küche. Doch letztlich war uns klar: soll es richtig authentisch sein, müssen wir nach Lichtenberg. Schließlich hatten sich zu DDR-Zeiten etliche vietnamesische Gastarbeiter hier niedergelassen und so entstand schließlich das Dong Xuan Center auf dem Geländer der VEB Elektrokohle Lichtenberg (was auch immer Elektrokohle sein soll).

Also packte Bas Kamera, Johanna und mich ins Auto und fuhr ins exotische Lichtenberg. Nicht ganz so weit östlich wie das echte Vietnam, ein Flug war auch nicht nötig, aber für uns doch beinahe genauso wenig vertraut. Das liegt zum einen daran, dass man ansonsten selten Grund hat, diesen übel beleumundeten Stadtteil zu besuchen, zum anderen liegt das aber daran, dass dieser Markt tatsächlich ein kleines Stück Vietnam in Berlin darstellt. Leider waren wir etwas spät dran, so dass der Markt schon so gut wie geschlossen hatte, die Gaststätten und Imbisse hatten zum Glück jedoch noch länger auf – schließlich wollten wir ja original speisen und nicht nur originale Zutaten kaufen.

Schnell hatten wir dann auch so eine Art Gaststätte für unseren Zweck vermittelt. Das Lokal vermittelte zwar den Charme einer Frittenbude im kleinstädtischen Freibad – Plastik-Gartenmöbel mit geschmackloser Wachs-Tischdecke unter alten ausgebleichten Sonnenschirmen vor einem Blechgebäude – jedoch tummelten sich auf der Terasse etliche Einheimische (also Vietnamesen), die den Eindruck vermittelten, dass wir hier das bekommen würden, was wir suchten: typisch vietnamesisches Essen.

Die Verständigung mit den Kellnern erwies sich dann – wie man es bei einer Fernreise wohl erwarten muss – als etwas schwierig und auch das Lesen der Speisekarte stellte uns vor die ein oder andere Herausforderung: warum waren die Gerichte am Anfang der Karte alle günstig bis normalpreisig, während die späteren Gerichte alle 20,- EUR pro Person kosten sollten? Dafür war die Auswahl enorm, es gab wohl jedes Gericht mit jeder Fleischsorte: Huhn, Ente, Rind, Ziege, diverses Meergetier und mehr. Da Bas nun nicht unbedingt für Meeresbewohner zu gewinnen ist, wir aber schon etwas Außergewöhnliches essen wollten, fiel unsere Wahl auf die Ziege.

Nun hatten wir zwar gehört und gelesen, dass die vietnamesische Küche nicht viele Teile des Tieres bei der Zubereitung ausspart und hätten wohl auch darauf kommen können, dass die Ziege vielleicht nicht das allerzarteste Fleisch liefern würde, doch was uns dann tatsächlich erwartete, war für den euroäisch geschulten Esser doch nur schwer zu verarbeiten. Den Reis, den wir mehrfach dazu bestellten – und der uns auch mehrfach zugesichert wurde – erreichte unseren Tisch schon mal nicht. Dafür eine große Schale mit diversen Blättern und eben dieser Teller mit Sprossen und Ziegenfleisch. Naja, vielleicht auch nicht unbedingt (nur) Fleisch: So eine Ziege scheint viele Sehnen, Fett, Knorpel und Knochen zu haben. Geschmacklich war das gar nicht schlecht, nur mit dem Zerkleinern wollte das nicht so recht klappen: nachdem wir minutenlang auf undefinierten Teilen des vermutlich schon älteren Ziegenbocks herumgekaut hatten, gaben wir es auf. Ein bisschen Herumgelutsche und Ausgespucke hier, ein paar Blätter dort, dann nochmal eben bei Johannas Pho genascht. Aber authentisch war es schon! Und schlecht eben auch nicht – nur Ziege würden wir nicht empfehlen.

Dong Xuan Center – Halle 3
Herzbergstr. 128-139
Preis für 3 Personen: 35 Euro
http://dongxuan-berlin.de/

Originalität
Service
Auswahl
Qualität
Restaurant
Preis/Leistung

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